Maßge***** und doch günstig
Maßge***** Firmenbekleidungen müssen im Vergleich zur Mode von der Stange nicht unbedingt teurer sein, dafür sorgt eine bessere - und IT-gestützte - Vernetzung von Herstellern und Händlern. Wir zeigen, wie Sie von diesem Trend profitieren.
Haifisch oder Turndown? "Die Antwort will wohl überlegt sein, denn der Kragen gibt einem Maßhemd seinen Charakter", sagt David Beckers, der mit seinem Bruder Philipp den Online-Shop www.hemdwerk.de von Regensburg aus betreibt. Insgesamt bieten die beiden Brüder, die sich auf Maßhemden spezialisiert haben, neben Haifisch und Trundown drei weitere klassische Kragenformen, drei Ärmeltypen, die Grundformen "weit geschnitten" oder "tailliert" sowie die Ausführung mit oder ohne Brusttasche. Der Kunde kann zudem aus 37 Stoffmustern auswählen. Im Bereich Corporate Fashion werden Kleinserien geboten, die Auswahlstoffe sind Teil eines Musterhefts, die Maßanleitung gibt es auf DVD. Maßhemden in Kleinserie sind auch Sache von Christina Horst, Geschäftsführerin von Messemode Horst in Düsseldorf. Allerdings ist das Internet nur nebensächlich, zu den Firmen kommen Modeberater, die alle Möglichkeiten darlegen und Maß nehmen. Die Rieder Maßmanufaktur in Herxheim fertigt seit Generationen individuelle Hemden und Blusen - nach dem bewährten Prinzip: "Beste Qualität und individueller Service." Die Aufträge kommen über Direktkontakte zustande oder über Unternehmen, die Corporate-Fashion-Lösungen anbieten. Alle Bekleidungsteile in Maßanfertigung in geringer Anzahl bieten die Modedesignerin Katrin Stojanov und die Grafikerin Anita Meier, beide in Berlin. Gedacht für Mitarbeiter auf Messeständen oder Verkaufsveranstaltungen, im Empfang oder Service. Ihr Motto: Statt Uniformen lieber kreative Ideen.
Wer meint, dass eine Maßbekleidung teuer sein muss, dem widerspricht David Beckers. "Wir treten den Beweis an, dass einzelne oder in überschaubaren Serien für Firmen erstellte Maßanfertigungen sich durchaus mit einem Low-Budget vertragen", erklärt er und verweist auf günstige Einkaufsstrategien und rationelle Arbeitsweisen.
"Durch Retailor werden Bekleidungshersteller und Textil-Dienstleister oder Einzelhändler durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologie vernetzt, so dass die Prozesse von Bestellung über Produktion und Auslieferung optimal sind", erklärt Andreas Seidl von Human Solutions. Der Weg führt von der exakten Körpervermessung über die computergestützte Produktauswahl und automatischem Bestellversand zur maßgerechten Kundenbekleidung, einerlei ob es sich um eine Damen- oder Herrenausstattung handelt. Basis aller Verbindungen ist eine Software, die den gesamten Prozess unterstützt, von der ersten Kollektionsplanung bis hin zur Endauslieferung der maßge***** Bekleidungsstücke. Mittels Bodyscanner werden bis zu 75 verschiedene Körpermaße automatisch erfasst, danach wird am Computer die gewünschte Firmenbekleidung im Beisein des Kunden entworfen. Zur Auswahl stehen über 1.000 Stoffe, die in allen denkbaren Varianten miteinander kombiniert werden können. Sind die Entscheidungen getroffen, werden die Daten meist über das Internet an den Bekleidungshersteller übermittelt. "So entstehen hochwertige Maßanzüge und Hemden zu konkurrenzfähigen Preisen", ergänzt Seidl.
Das scheinen auch die Kunden zu denken: Knapp 12.000 Bekleidungsstücke wurden im vergangenen Jahr über diese Plattform für computergestützte Maßkonfektion verkauft, davor waren es rund 6. 500 Stücke. Siegesgewiss schaut er in die Zukunft. Besonders aus dem Grund, mit dem Retailor-System können auch kleine Bekleidungshändler
Maßkonfektionen anbieten, beispielsweise für den Betrieb um die Ecke. Zudem können sie so die Kundenbindung ausbauen. Unternehmen, die bisher nur in Standard-Lösungen dachten, haben neue Möglichkeiten. Darüber hinaus hofft er auf die Formel "einmal Kunde, immer Kunde", alle Kundendaten bleiben gespeichert, sind somit bei Folgeaufträgen zugriffbereit, was sich kostensparend auswirkt.
Im Geschäft mit Maßanfertigungen sind auch die großen Textil-Dienstleister tätig, allerdings bieten sie keine Kleinserien. Bardusch entwickelt ab 500 Trägern maßge***** Lösungen - eine Größenordnung, die auch für die meisten anderen führenden Dienstleistungsunternehmen gilt. Doch ob Klein- oder Großserie, Stefan Mecheels vom Textilforschungszentrum der Hohensteiner Institute in Bönnigheim meint, dass Mischgewebe aus Polyester und Baumwolle auf dem Vormarsch sind. Durch die Materialkombination wird die Feuchtigkeit in ihren Kapillaren von der Haut weg an die Außenfläche geleitet, wo sie verdunsten kann. Die Innenseiten der Gewebe sind "geschmirgelt", die dadurch entstandenen "Abstandhalter" reduzieren den Hautkontakt auf Punkte, unangenehmes Ankleben des Stoffs am Körper gehört der Vergangenheit an. Im Kommen sind auch Funktionsstoffe mit Nanotechnologie, gelten sie doch als wasser-, schmutzabweisend, atmungsaktiv und knitterarm.
Standard-Konfektionsgrößen basieren auf repräsentativen Querschnitten von Körpermaßen. Bei Hemden beispielsweise orientiert man sich an der Halsweite, von der auch die Schulterbreite abgeleitet wird. Pro zunehmendem Kragenumfang weist ein Standardmaß-Hemd eine um ein Zentimeter größere Schulterbreite auf. Einen solchen Automatismus gibt es bei den Hemdlängen nicht, die ändern sich in der Regel erst alle drei Hemdgrößen. Doch Obacht: Etliche Textil-Dienstleister bieten Maßanfertigungen an, tatsächlich sind aber Lösungen in Standard-Konfektionsgrößen gemeint, die in firmenindividuellen Farben, Materialien und Schnitten gehalten sind sowie das Firmensignet aufweisen. Unter einer Maßanfertigung ist die Herstellung nach den Körpermaßen der Personen zu verstehen, die die Kleider tragen.
veröffentlicht: 28.07.2010